Peter Keller - Grossartige Rotweine aus dem Veltlin

Grossartige Rotweine aus dem Veltlin
Bellevue NZZ, Peter Keller, 11.02.23




Drei exzellente Beispiele an Veltliner Rotweinen aus der Sorte Nebbiolo. (Bild: Getty Images)

Drei exzellente Beispiele an Veltliner Rotweinen aus der Sorte Nebbiolo. (Bild: Getty Images)

Der Veltliner hat einen zweifelhaften Ruf. Doch im italienischen Anbaugebiet in der Nähe der Schweiz entstehen exzellente Rotweine aus der Sorte Nebbiolo. Wir haben ein aussergewöhnliches Gut entdeckt, wie seine Crus beweisen.
 

Suchen Sie einen Rotwein, der Sie für längere Zeit begleitet? Nebbiolo dürfte ein heisser Kandidat sein, meint der Sommelier Aldo Sohm. Zu Recht! Die Traube zählt zu den grössten Sorten der Welt und hat ihren Ursprung im Piemont. Die bekanntesten Gewächse sind die (oft) teuren Barolo- und Barbaresco-Crus. Sie sind langlebig und besitzen in der Jugend eine prägnante Säure sowie viel Tannin. Und ein eher helles Rot, was fälschlicherweise oft als mindere Qualität gedeutet wird.

 

Der Nebiolo des Guts ArPePe ist unschlagbar

Nebbiolo gedeiht ausserhalb des Piemonts vor allem im Veltlin. Aus diesem verkannten italienischen Gebiet mit einem alpinen Klima, nahe der Schweizer Grenze gelegen, hatte ich kürzlich eine wunderbare Trouvaille im Glas. Der Rosso di Valtellina 2018 des Weinguts ArPePe, ausgeschenkt pro Deziliter im Restaurant Schlüssel in Zürich, ist schlicht und ergreifend unschlagbar gut.

Ihn zeichnen eine schöne Aromatik, Kraft gepaart mit Eleganz, Feinheit und gute Länge aus. Der Nebbiolo ist bekömmlich und von einer Leichtigkeit, die begeistert. Der Ausbau des Weins, gewachsen auf steilen, steinigen Terrassen, erfolgt in grossen Holzfässern aus Kastanien und Eichenholz. Erhältlich im Handel ist derzeit der Jahrgang 2020.

Nebbiolo Rosso di Valtellina, 2018, Weingut ArPePe, erhältlich etwa über s-fabrik für Fr. 25.50. (Bild: PD)

Nebbiolo Rosso di Valtellina, 2018, Weingut ArPePe, erhältlich etwa über s-fabrik für Fr. 25.50. (Bild: PD)

Einer der besten Veltliner überhaupt

Von Barriques wollen die Geschwister Isabella und Emanuele Pelizzatti, die das Weingut heute führen, glücklicherweise nichts wissen. ArPePe ist ein Name, der für klassische Weine steht. Den Betrieb aufgebaut hatte der inzwischen verstorbene Arturo Pelizzatti, der auch schon als «das gute Gewissen des Veltlins» bezeichnet worden ist. Er hinterliess ein grosses Vermächtnis, das seine Kinder indessen mit Geschick und Leidenschaft führen. Die beiden haben am Stil der Weine glücklicherweise nichts verändert.

 

Im Gegenteil: Die Crus sind noch präziser und klarer geworden. Dies beweist der Grumello Sant’Antonio 2013, eine grossartige Riserva. Seine Eigenschaften machen ihn wohl zu einem der besten Veltliner überhaupt: vielschichtiges Bouquet von roten Früchten, Kräuter- und mineralischen Noten, dicht, tiefgründig, komplex, von grosser Eleganz, feine Gerbstoffe und langem Nachhall. Der Nebbiolo besitzt trotz seinen zehn Jahren weiterhin ein gutes Reifepotenzial.

Nebbiolo Grumello Sant'Antonio, 2013, Weingut ArPePe, erhältlich etwa über s-fabrik für 62 Franken. (Bild: PD)

Nebbiolo Grumello Sant'Antonio, 2013, Weingut ArPePe, erhältlich etwa über s-fabrik für 62 Franken. (Bild: PD)

Ein weiterer Veltliner auf hohem Niveau

Das gilt auch für eine weitere Riserva. Der Inferno Sesto Canto 2013 weist ein ebenfalls hohes Niveau auf und hält sicher noch weitere fünf, sechs Jahre. Er präsentiert sich mit einem mittleren Rubinrot, einer intensiven Nase von balsamischen, rotbeerigen und floralen Noten, ist im Gaumen mittelschwer, finessenreich, frisch, vielschichtig und lang anhaltend. Der Alkoholgehalt ist wie beim Grumello mit 13% bescheiden. Der Inferno ist ebenfalls eine grossartige Veltliner-Interpretation, kompromisslos und ohne Rücksicht auf irgendwelche modische Trends vinifiziert.

Nebbiolo Inferno, 2013, Weingut ArPePe, erhältlich etwa über s-fabrik für 65 Franken. (Bild: PD)